UNARTIG
Neverland & André Macionga, Cuvée Unartig
DAS PROJEKT NEVERLAND
Die Cuvée Unartig von André Macionga. Im Herbst 2015 wurde ich auf das im Rheinhessischen Vendersheim liegende Weingut Neverland aufmerksam. Die Brüder Sebastian und Marcel Class luden mich zu einer privaten Wein-Degustation ins Neverland ein. Nach einigen Besuchen auf dem Weingut und gemeinsamen Degustationen entschlossen wir uns, zusammen ein Projekt zu starten. Nachdem wir die Cuvée kreiert hatten und der ganze Prozess abgeschlossen war, verkosteten wir gemeinsam die erste Flasche. Das Wort «Unartig» wurde ausgesprochen und war auf Anhieb einleuchtend und zweifellos der richtige Name für diesen Wein. Diese Cuvée zeigt sich in zahlreichen Facetten. «Unartig» ist ein Unikat. Frivol, keck und selbstsicher.
UNARTIG 2017
DAS OPTIMALE WEINGLAS
Das Weinglas spielt die entscheidende Rolle, damit sich ein Aromabild perfekt entfaltet. Zum Wein «Unartig 2017» empfehle ich das folgende Weinglas:
Chardonnay Glas
DIE GESCHMACKSBILDER
ERSTES GESCHMACKSBILD – NACH FRISCH AUFGEZOGENER FLASCHE
Die frisch aufgezogene Flasche gibt einen vielschichtigen und sehr jugendlichen, jedoch gleichzeitig dichten und komplexen Charakter ab. Durchzogen von Nashi Birnen und subtilem Holunder weist die Cuvée bereits jetzt eine tiefe Persönlichkeit auf. Trotzdem deutet das Geruchsbild auf einen langen Weg zur wahren Entfaltung hin. Am Gaumen wird der Rezipient von starker Spannung und Säure herausgefordert. Gepaart mit einer tollen Würze entsteht ein sehr rassiges Bild, welches anfangs unbequem erscheinen kann, jedoch gewiss in großer Komplexität endet. Als Folgejahrgang von 2016 entspricht dieses Geschmacksprofil der richtigen Spannung.
ZWEITES GESCHMACKSBILD – MIT ETWAS SAUERSTOFF
Runde Zwei, und der Wein wird facettenreicher. In der Nase entsteht nun ein offenes, schönes Burgunderbild. Zu der primären Exotik mischen sich Gerüche in dunklem Grün. Tannennadeln und nasses Gras in Zusammenspiel mit dichtem, eiskalten Holunderwasser ergeben ein fast mediterranes Gefühl. Hinzu kommen Noten von etwas Rosmarin und Thymian, aber auch eine gewisse Fruchtkomponente. Ich rieche Galiamelone, einen kurzen Hauch von Banane und den Geruch von Orangenzeste einige Sekunden nach dem Schälen, welche allesamt die Exotik wieder in Balance rücken. Auch geschmacklich geht der Wein einen Schritt weiter. Durch den Einklang aus Spannung, Würze und den toastigen Tönen von Brioche ergibt sich ein fast schon konservatives Bild. Ist das noch unartig? Unartig ist auf alle Fälle der Bogen zur ersten Cuvée, welchen wir hier stark überspannen.
DRITTES GESCHMACKSBILD – MIT VIEL SAUERSTOFF
Aus Orange werden mittlerweile äußerst leichte, helle, nektarinenartige Töne. Im nächsten Zug entfachen im Burgunderglas Aromen von Marillen und Vanille. Und trotzdem bleibt das Geruchsprofil dem Anfang der Reise treu: säuerlich grüne Aromen und ausgewogene Würze erhalten die Kernkomplexität. In diesem Dritten Stadium dieser Cuvée entfaltet jeder aufeinander folgende Schluck eine neue Facette. Hinzu kommen Aromen von Mango und leichter Minze, von Pomelo und Grapefruitzeste. Emotional erinnern sie mich an einen unbeschwerten Spaziergang am Strand. Dieses Bild stimmt mich extrem zufrieden, gerade im Rückblick auf den Ursprung und den Namen dieser Cuvée. Unartig 2017 wird uns in den nächsten Jahren noch viel Freude bereiten. Zum Wohle!
UNARTIG 2016
DAS OPTIMALE WEINGLAS
Das Weinglas spielt die entscheidende Rolle, damit sich ein Aromabild perfekt entfaltet. Zum Wein «Unartig 2016» empfehle ich das folgende Weinglas:
Burgunder Glas
DIE GESCHMACKSBILDER
ERSTES GESCHMACKSBILD – NACH FRISCH AUFGEZOGENER FLASCHE
Als erstes grüßt eine feine Note Holunder in der Nase. Danach mischt sich ein Hauch weißer Pfeffer dazu. Frisch aufgezogen hinterlässt der Wein ein Aroma von unausgereifter Melone im Zusammenspiel mit der knackigen Säure von grünem Apfel. Im Farbton von Grün und hellem Gelb – herrlich erfrischend.
ZWEITES GESCHMACKSBILD – MIT ETWAS SAUERSTOFF
In der zweiten Runde, mit Entwicklung durch etwas Sauerstoff, gewinnt der Wein an neuen Facetten. Der zarte Holunder als auch die Brise Pfeffer bleiben vorhanden. Nun mischt sich jedoch weißer Pfirsich ins Bouquet. Auch Grapefruit mengt sich ins Geschmacksbild. Neben der Frische von Grapefruit entfalten sich als Begleiter zahlreiche Kräuter, die an ätherische Öle erinnern. Die ausgezeichnete Säurestruktur verstärkt die vielschichtige Komplexität am Gaumen. Diese Struktur bleibt auch im Abgang erhalten. Dieser Geschmack erinnert mich an das Gefühl, wenn nach einem langen, kalten Winter der erste sonnige Frühlingstag an die Tür klopft.
DRITTES GESCHMACKSBILD – MIT VIEL SAUERSTOFF
Die Reise geht weiter. Die Farbe, die anfangs Grün war, hat sich nun in ein dunkles Gelb entwickelt. Außerdem taucht ein Hauch Mandarinenzeste auf. Zusätzlich erscheint das Aroma der Kumquat zusammen mit einer Brise Anis. Die Säure zieht sich etwas zurück, aber das Kräuterkarussell dreht sich dennoch weiter. Je länger der Wein sich im Glas befindet, desto mehr verändert sich auch die Textur. Sie wird immer öliger, fast ein bisschen wachsig. Neben den aromatisch gelben Farbtönen entsteht ein milder Geschmack von Passionsfrucht sowie eine kaum bemerkbare Süße von Marzipan und Bourbon Vanille. «Unartig» erzählt eine einzigartige Geschichte. Wie ein ausgezeichneter Film, den man mehrmals schauen möchte, um Dinge zu erkennen, die einem beim ersten Mal vielleicht entgangen sind.